Tutorial Licht & Schatten – Theorie

Licht und Schatten sind wichtig für die Malerei – diese beiden Faktoren können ein Bild und seine Wirkung vollständig bestimmen. Man unterscheidet zwei Arten von Lichtquellen:

– Natürliche Lichtquellen: Sonne, Mond

– Künstliche Lichtquellen: Lampe, Kerze, Feuer usw.

Die Lichtquelle „Sonne“ hat für Künstler die größte Bedeutung, insbesondere bei Landschaftsstudien. Aber das Tageslicht spielt auch innerhalb eines Gebäudes eine Rolle – der Schattenwurf aller Gegenstände im Innern wird davon beeinflusst. Besonders wirksame Schatteneffekte können aber auch durch künstliches Licht erzielt werden. 

Während die Bildhauerei – bis hin zum Relief – auf tatsächlichen Schattenwurf zurückgreifen kann, sind Darstellungen in der Fläche in Malerei, Photographie, aber auch in der modernen Bildbearbeitung auf eine Imitation im Sinne einer optischen Täuschung angewiesen. Der Schattenwurf eines Objekts kann beim Bildentwurf mit den Methoden der darstellenden Geometrie ermittelt werden.

Der Verlauf der Hell-Dunkel-Grenze des Schattens wird durch physikalische Gesetze der Optik bestimmt, als Strahlengang von Lichtquelle über Objekt auf die verschattete Fläche.Wird eine Kugel nur in Hell/Weiß oder Dunkel/Schwarz angelegt, so sehen wir nur einen ausgemalten Kreis. Werden nun Abstufungen angelegt, dann entsteht plötzlich eine Plastizität und aus dem Kreis wird für das Auge eine Kugel.

Zu den Techniken der Schattendarstellungen gehören:

Schraffur als die klassische Schattierungstechnik der Grafik stammt ab von italienisch sgraffiare, „kratzen“, und ist die Gesamtheit vieler feiner, in gleichen Abständen nebeneinander gesetzter Linien, die in technischen, kartographischen und künstlerischen Zeichnungen und Graphiken Eigenschaften einer Fläche charakterisieren.

Schraffur

Lavierung (von ital. lavare ‚waschen, wischen‘, vergl. Lavoir ‚Waschschüssel‘) ist eine Maltechnik, bei der Farbe in einer sehr dünnen Konsistenz aufgebracht wird. Dadurch erreicht man eine durchscheinende Farbfläche.

Lavierung

Hell-Dunkel-Kontrast – die Methode greift auf die einfache Annahme zurück, das Schatten dunkler ist als Beleuchtetes. Ergänzt wird sie durch das Setzen expliziter Lichter auf erhabenen Flächen.

Hell-Dunkel-Kontrast

Kalt-Warm-Kontrast: Die Beobachtung der Natur hat den Malern gezeigt, dass neben der Beleuchtungsstärke auch die Beleuchtungsfarbe entscheidenden Anteil an der Schattenwirkung hat, indem sie ihrer Wechselwirkung mit der Objektfarbe, wie auch den andersfarbigen Reflexionen von diesen Flächen vielfältige Schattenwirkung erzeugt. Dabei schlagen Farbtöne ins Kühle um, werden also blau- bis violettstichiger. Daher kann Schattenwirkung durch Kontraste in der Farbtemperatur erzielt werden.

Kalt-Warm-Kontrast

Komplementärkontrast: In Überhöhung der Kontraste haben die Maler ab dem 15. Jahrhundert Schatten durch Setzen von komplementären Farben dargestellt. Mit dieser Methode lassen sich sogar Schatten in dunklen Flächen erzeugen,

Caravaggio „The Calling of Saint Matthew“ 1599-1600 (detail) CC BY 2.0

So führte Caravaggio das sogenannte „Zeigelicht “ ein, welches dazu diente die Handlung bewusst zu betonen und auf die wichtigsten Elemente zu reduzieren. Er bevorzugte es seine Figuren vor einem dunklen Hintergrund darzustellen und durch Einsatz von Licht Partien im Vordergrund zu beleuchten. Diese Technik der Hell-Dunkel-Kontrast-Steigerung wird als „Clair-obscure “ bezeichnet. Ziel war es den Moment darzustellen als auch die Figuren und den Raum dreidimensional wirken zu lassen. Oft fällt eine unnatürliche Lichtquelle von außen auf, die man als „göttliches Licht “ bezeichnen kann. Dadurch wird die Handlung dramatisiert und die Atmosphäre bewusst beeinflusst.

Rembrandt, Die Nachtwache

Auch Rembrandt war das Prinzip der Clair-obscure bewusst und so drapierte auch er vorzugsweise seine Personen vor einem dunkleren Mittelgrund, wobei der Hintergrund wieder heller war und die Figuren im Vordergrund aufzuleuchten scheinen. Der Einsatz von Licht diente allgemein zur Tiefen- und Räumlichkeitsschaffung. Besonders beschäftigte er sich aber mit der Veränderung der Wirkung des Lichts auf unterschiedliche Stoffe als auch ihrer Reflexion.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Beleuchtungslicht Caravaggios von der Darstellung direkter Eindrücke aus der freien Natur abgelöst. Besonderes Interesse fiel dabei auf die Veränderungen der Wirkung eines Motivs bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen z.B. bei verschiedenen Jahreszeiten. Die Impressionisten malten „plainair „, unter freiem Himmel und beobachteten die verschiedenen Lichteinfälle und deren Wirkungen. Es wurden intensive Farb- und Lichtuntersuchungen durchgeführt. Claude Monet entwickelte dabei die ersten Serien, wie z.B. die Kathedrale von Rouen.

Rouen Cathedral. Facade (Sunset)

Rouen Cathedral. Facade (Sunlight)

Quellen: 

http://www.abc-kunstschule-paris.de/abc-kunstlexikon/licht-und-schatten.php
http://www.deutsche-pastell-gesellschaft.de/licht-und-schatten.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Schattenwirkung