Tutorial zeitgenössische Kunst – Künstler

Gerhard Richter

Gerhard Richter (* 9. Februar 1932 in Dresden) ist ein deutscher Maler, Bildhauer und Fotograf. Von 1951 bis 1955 studiert er an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1961 flieht er aus der DDR und zieht nach Düsseldorf, wo er ein Studium an der Staatlichen Kunstakademie beginnt. Von 1971 bis 1993 war er Professor für Malerei an der Kunstakademie in Düsseldorf. Richter lebt und arbeitet in Köln.

GERHARD RICHTER, NATIONAL GALLERY, PRAGUE, 2017, JINDLICH NOSEK

Das Werk Richters ist sehr vielfältig und fasziniert durch das Spannungsverhältnis von Figuration und Abstraktion, von Bedeutung und Banalität. Der Zweifel an der Darstellbarkeit von Realität und die Frage nach der Bedeutung des gemalten Bildes liegen seinem Schaffen zugrunde. Richter befragt die Realität, die Abbildung der Realität, die Fotografie und ihre Authentizität gleichermaßen in immer wechselnden malerischen Stilen und Ausdrucksformen.

Gerhard Richter, Two Candles (Zwei Kerzen), Sharon Mollerus

Eine große Rolle in der künstlerischen Arbeit spielte und spielt die Fotografie. Reproduktionen aus Zeitschriften sowie selbst angefertigte Fotos dienten ihm immer wieder als Vorlagen für seine Gemälde. Immer wird mit diesen Bildern nach fotografischen Vorlagen an das Überdenken unserer Sehgewohnheiten appelliert und Malerei als Abbild der Wirklichkeit infrage gestellt.

Seit Mitte der 1960er-Jahre sammelt Gerhard Richter Fotografien, Zeitungsausschnitte und Skizzen. Diese fügt er im sogenannten „Atlas“ zusammen, der inzwischen hunderte von Tafeln beinhaltet. Die einzelnen Tafeln spiegeln über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten verschiedene Phasen in Richters Leben und Schaffen wider: „Ich habe am Anfang versucht, alles darin unterzubringen, was zwischen Kunst und Müll lag, was mir irgendwie wichtig erschien und zu schade war, um es wegzuwerfen.“1 Aufgrund seiner Komplexität und Vielfältigkeit geht die Bedeutung des Atlas weit über reine Dokumentation hinaus, sodass sich der Atlas als eigenständiges Kunstwerk verstehen lässt.

Gerhard Richter, Atlas, exhibition at Musée d’Art moderne de la Ville de Paris, Marc Wathieu

Seit den 1980er-Jahren realisiert Richter abstrakte Kompositionen gemäß dem Motto „Erneuerung durch Zerstörung“. Mit Rakeln zieht er immer wieder Farbpartien ab und schichtet neue auf. Unter weitgehender Ausschaltung der eigenen Subjektivität wird der teils zufallsgesteuerte, teils kontrollierte Prozess des Wegnehmens und Hinzufügens so lange getrieben, bis der Künstler für sich feststellt: Jetzt ist es gut, schön und wahr.

Gerhard Richter, Abstract Painting 780-1, 1992, oil on canvas, Cliff

Die Farbe Grau spielt im Werk von Gerhard Richter eine immer wiederkehrende Rolle. Neben den facettenreichen figürlichen oder auch intensiv farbigen Abstraktionen, dient ihm Grau regelmäßig zur Veranschaulichung seines Hauptthemas, der Malerei. Das Grau war und ist immer auch ein Ausdruck von Ohnmacht und zwischenzeitlicher Resignation. Zugleich weiß der Künstler von der positiven Kraft der Arbeiten, die nicht zuletzt auf ihrer Absolutheit und Zuverlässigkeit basiert.

Grauer Spiegel (Reminiszenz), 2015

Zeigt er im Jahre 1974 für seine „8 Grauen Bildern“ noch den Pinselduktus, der die Bildfläche strukturiert, erscheint 40 Jahre später sein Werk „Grauer Spiegel (Reminiszenz)“ als graue spiegelnde Oberfläche, die das jeweilige Gegenüber für den Moment reflektiert. Für Richter ist diese immaterielle Vereinigung zwischen dem Werk und dem gespiegelten Gegenüber von großer Bedeutung, da „der Mensch etwas braucht, das über das Sichtbare hinausweist“. (G. R.)

Quellen:

https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/richter-gerhard
https://www.museum-ludwig.de/de/ausstellungen/rueckblick/2017/gerhard-richter-neue-bilder.html
https://www.museumsverein-moenchengladbach.de

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